Projekt Eckdaten
Programm / Ausschreibung: Life Sciences 24/26, Life Sciences 24/26, Life Sciences Ausschreibung 2024-26
Projektstart: 01.04.2025
Projektende: 31.03.2027
Zeitraum: 2025 – 2027
Projektlaufzeit: 24 Monate
Keywords: Demenz; ICT; KI; Risikobewertung; Risikokommunikation; Risikointervention
Projekt Zusammenfassung
Demenz beschreibt den fortschreitenden Rückgang verschiedener kognitiver Funktionen (darunter Gedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit, exekutive Funktion, Orientierung, Sprache und Urteilsvermögen) in einem Ausmaß, das die Selbstständigkeit im Alltag einschränkt. Aufgrund des soziodemographischen Wandels steigt die Prävalenz der Erkrankung weltweit stetig an. Bis 2050 wird die Zahl der Menschen mit Demenz von derzeit etwa 55 Millionen auf über 130 Millionen steigen. In Österreich leben derzeit etwa 170.000 Menschen mit Demenz. Dieser Anstieg stellt erhebliche Herausforderungen für das Gesundheits- und Pflegesystem dar.
Für das richtige Management der Erkrankung (Prävention und Therapie) ist eine frühzeitige Identifikation von Risikopatienten fundamental. Screening-Verfahren, die pathologischen kognitiven Verfall zuverlässig ausschließen oder bestätigen können, sind wichtig. Da verschiedene kognitive Funktionen mit zunehmendem Alter unabhängig von pathologischen Prozessen abnehmen, ist die Unterscheidung zwischen normalem und pathologischem Altern nicht immer einfach.
Bis zu 45% der Demenzfälle können potenziell durch die Verbesserung von 14 Schlüsselfaktoren verhindert werden, darunter Bildung, Luftverschmutzung, körperliche Aktivität, Rauchen und Fettleibigkeit. Protektive Faktoren sind Sport, eine mediterrane Diät sowie kein übermäßiger Alkoholkonsum. Neben Faktoren des Lebensstils ist bekannt, dass auch kardiovaskuläre/metabolische Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Hyperlipidämie und Diabetes das Demenzrisiko erheblich erhöhen können. Insbesondere in einer alternden Gesellschaft müssen gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Das EU-Projekt LETHE testet derzeit ein digitales Toolkit für Demenzintervention und Risikoprävention in vier klinischen Zentren, koordiniert von der MUW in Wien und entwickelt von der FH Joanneum und Partnern. Eine europäische Task Force empfiehlt die Einrichtung von Gedächtniskliniken der zweiten Generation - Brain Health Services (BHS) - zur evidenzbasierten und ethischen Demenzprävention bei Risikopersonen. Diese umfassen die Erhebung des persönlichen Risikoprofils, Risikokommunikation und eine angepasste multidimensionale Intervention. Die Einrichtung kann als Ableger aktiver Gedächtniskliniken, als neue Dienste oder als spezifisches Angebot innerhalb bestehender Kliniken erfolgen. Ergebnisbewertung und Forschung sollten in jede neu entwickelte BHS eingebettet werden.
Für Österreich ist die Einrichtung solcher BHS besonders wichtig, um der wachsenden Herausforderung durch die zunehmende Zahl von Demenzfällen zu begegnen. Diese Einrichtungen verbessern die Qualität der Versorgung, fördern präventive Maßnahmen und reduzieren die Belastung des Gesundheitssystems.
Projektziele
ENTWICKLUNG UND UMSETZUNG
eines ICT-gestützten, hybriden Präventionsprogramms zur Reduktion des individuellen Demenzrisikos.
ERSTELLUNG
evidenzbasierter Guidelines und einer strategischen Roadmap in enger Zusammenarbeit mit einem österreichischen Expert:innen-Netzwerk.
VORBEREITUNG UND IMPLEMENTIERUNG
von Brain Health Service (BHS) Strukturen im Rahmen des Projekts LETHE-AT als Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels und zur Eindämmung der zunehmenden Demenzprävalenz.
NACHHALTIGE VERBESSERUNG
der Lebensqualität älterer Menschen durch frühzeitige, personalisierte Prävention und gezielte Betreuung.
ARBEITSPAKETE
AP1
Projektmanagement
Das Arbeitspaket AP1 umfasst die Planung, Überwachung und Steuerung aller Projektaktivitäten, einschließlich der Ressourcenallokation, Zeit- und Budgetmanagement, Risikomanagement sowie die Sicherstellung einer effektiven Kommunikation und Dokumentation innerhalb des Projektteams und mit den Stakeholdern. Für die Durchführung des Arbeitspakets WP1 werden verschiedene Managementmethoden genutzt: Ein Projektstrukturplan (PSP) identifiziert und stellt alle Aktivitäten zur Planung der Arbeitspakete und stellt Abhängigkeiten dar. Ressourcenmanagement umfasst die Zuordnung und Planung von Personal und Ressourcen basierend auf Verfügbarkeit und Qualifikation. Zeitmanagement wird durch Meilensteinplanung und Gantt-Diagramme zur Überwachung der Abhängigkeiten organisiert. Im Budgetmanagement wird ein detailliertes Budget erstellt und mittels Earned Value Management (EVM) die Leistung und Kosten kontrolliert. Risikomanagement beinhaltet Risikoanalyse, Bewertung, Priorisierung in einer Risikomatrix und Maßnahmen zur Risikominimierung. Kommunikationsmanagement legt die Kommunikationswege und -methoden fest und sorgt für regelmäßige Dokumentation und Berichterstattung an die Stakeholder.
AP2
Technische Implementierung
AP2 schafft die technische Grundlage der klinischen Studie dabei werden bestehende Technologien zusammengeführt, optimiert und erweitert. Die App und das Dashboard aus der LETHE-Studie werden adaptiert und erweitert. Ein neues Backend einschließlich eines Authentifizierungsmechanismus wird erstellt und neue Datenstrukturen werden geschaffen, um die LETHE-AT-Anforderungen zu erfüllen. Zusätzlich wird über die gesamte Studie hinweg technischer Support für einen reibungslosen Ablauf angeboten. Die Methode zur Erledigung dieses AP umfasst die schrittweise Weiterentwicklung und Anpassung bestehender Systeme sowie die Implementierung neuer Funktionalitäten. Die klinisch validierte App wird durch Gamification-Elemente und ein Risikoassessment erweitert und die App an ein neues Backend angebunden. Intensives Testen gewährleistet die technische Stabilität. Das CTMS wird ebenso angepasst. Eine Cloud-basierte Infrastruktur wird konfiguriert, um Daten aus verschiedenen Quellen zu sammeln, zu speichern und zu verarbeiten, was einen personalisierten Interventionsrahmen ermöglicht. Zudem wird ein Vorschlag zur ELGA-Integration erstellt und an HL7 zur Ballotierung übermittelt, um den standardisierten Datenaustausch in Österreich zu fördern.
AP3
Innovative KI-gestützte Risikovorhersage für personalisierte Empfehlungen
In diesem Arbeitspaket werden KI-Modelle hinsichtlich ihrer klinischen Anwendbarkeit iterativ validiert, neu trainiert bzw. weiterentwickelt, um personalisierte Risikobewertungen zu ermöglichen. Ziel ist die Bereitstellung individueller Empfehlungen für Teilnehmer, um basierend auf ihrem Risikoprofil, und unter Berücksichtigung persönlicher Präferenzen, eine kontinuierliche Interventionsplanung zu ermöglichen. Eine einheitliche Datenstruktur für Patient:innen-Daten (basierend auf Standards wie ICD-10, LOINC und OMOP) wird etabliert, um Daten aus der LETHE-Studie und anderen Quellen zu harmonisieren. Auf Grundlage der LETHE-Ergebnisse werden persönliche Ziele für verschiedene Interventionsdomänen festgelegt. Ein Fragebogen erfasst die individuellen Präferenzen der Teilnehmer:innen. KI-Modelle schlagen personalisierte Interventionsziele basierend auf diesen Präferenzen und Risikofaktoren vor. Die KI-Modelle zur Risikobewertung werden angepasst und in das CTMS integriert, um eine kontinuierliche Risikobewertung und Interventionsplanung zu ermöglichen. Die Modelle werden zudem validiert und optimiert, um die Modellgenauigkeit zu erhöhen und ein personalisiertes Interventionspotenzial zu ermitteln.
AP4
Interventionsmaßnahmen und Health Literacy
Dieses Arbeitspaket integriert die personalisierten Interventionsmethoden, die angewendet werden sollen, um mittels ICT mittelfristig das Demenzrisiko zu senken. Die Möglichkeit, mittels nicht-pharmakologischen, sondern ICT Methoden ein Demenzrisiko zu senken, ist prinzipiell in einem experimentellen Stadium. Das Projekt LETHE-AT soll hier einen Beitrag leisten, um diese Methoden mit Evidenz zu validieren. Im Zusammenhang damit spielt auch die Digital Health Literacy der Zielgruppe eine Rolle. Diesbezüglich sollen in diesem AP ebenfalls Maßnahmen entwickelt werden. In AP4 werden relevante Stakeholder zur Förderung der Integration von LETHE-AT im öst. GW identifiziert und befragt. Es werden Rahmenbedingungen analysiert, die für die Zulassung von LETHE-AT als DiGA erforderlich sind. Digitale Biomarker werden genutzt, um die Zielerreichung in verschiedenen Gesundheitsdomänen zu bewerten und Push-Notifications werden basierend auf diesen Daten erstellt. Ein PreScreening-Service wird entwickelt, um den kognitiven Zustand der Teilnehmer:innen und das Interventionspotenzial zu bewerten. Zusätzlich werden spielerische Übungen für Demenzprävention integriert. Zudem werden geeignete Datenelemente für die ELGA-Integration und den EHDS evaluiert. Informationen zu LETHE-AT und BHS werden zielgruppenspezifisch aufbereitet, mit Fokus auf die Risikokommunikation für medizinisches Personal und Patient:innen.
AP5
Durchführung klinische Studie und Evaluierung
In AP5 wird die klinische Studie durchgeführt. Es handelt sich dabei um eine 18-monatige, randomisiert kontrollierte Studie, in der eine semi-digitale Lebensstilintervention zur gezielten Risikofaktor-Minimierung und zur Förderung der Gehirngesundheit getestet wird. Außerdem ist geplant, die ursprünglichen LETHE Proband:innen in Österreich weiter zu beobachten, um langfristige Einflüsse der Intervention zu analysieren. Das Studienprotokoll wird mit Anpassungen für neue Interventionen und Funktionen der Smartphone-App erstellt. Notwendige Dokumente für die Ethikkommission (EK) und weitere Gremien werden vorbereitet und eingereicht. Die Study Site wird von technischen Partnern ausgestattet; Studienzentren kümmern sich um Personal, Räumlichkeiten und Schulungen. Nach EK-Genehmigung wird die Rekrutierung gestartet. Nach der Baseline-Messung erfolgt die Randomisierung; die Interventionsgruppe erhält personalisierte analoge und digitale Maßnahmen. Die Ergebnisse, einschließlich Dropout-Rate und Demenzrisikoreduktion, werden analysiert. Ein technischer Support wird eingerichtet, um den Studienablauf zu gewährleisten.
AP6
Dissemination und Exploitation
AP6 entwickelt einen Kommunikations- und Verbreitungsplan, um die Nachfrage für die Projektergebnisse zu fördern. Ein Fahrplan für ihre Kommerzialisierung wird erstellt. Ein Open Information Hub mit Marktplatz und digitalen Beratern bringt Angebot und Nachfrage zusammen. Ein Kommunikations- und Verbreitungsplan wird erstellt und regelmäßig aktualisiert. Der Open Information Hub fördert Wissensaustausch und präsentiert Ergebnisse. Netzwerkveranstaltungen sind vorgesehen. Zwischen den Kooperationspartnern sind Workshops/Webinare geplant und eine Beteiligung an EU-Aktivitäten. Innovationspotenziale werden identifiziert, ein Datenmanagementplan erstellt und Geschäftsszenarien sowie Verwertungsstrategien entwickelt.
Projekt Ergebnisse
Info | Titel | Download |
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D1.1 | Projekt-Handbuch | |
D1.2 | Risikoanalyse inkl. Risikominimierungsmaßnahmen | |
D1.3 | Datenschutzplan | |
D2.1 | LETHE-AT IT-Infrastruktur (Dokument) | |
D2.2 | LETHE-AT Deployment-Setup und -Handbuch | |
D2.3 | Ballot-Material zur Standardisierung bei HL7 Austria | |
D3.1 | LETHE-AT Daten-Repository | |
D3.2 | KI-gestützte Risikobewertung und Interventionsplanung | |
D3.3 | LETHE-AT Vorhersage- und Präventionsmodell | |
D4.1 | Leitfaden zur Integration von BHS-Maßnahmen in die österreichische Gesundheitslandschaft | |
D4.2 | Digitales Interventionsmodell | |
D4.3 | Leitfaden zur Risikokommunikation von KI-basierten Empfehlungen | |
D5.1 | Study Protocol | |
D5.2 | Studienergebnisse | |
D6.1 | Kommunikations- und Verbreitungsplan, Umsetzung der Online-Präsenz und des Open Information Hub | |
D6.2 | Clustering und Standardisierungsaktivitäten | |
D6.3 | Plan zur Datenverwaltung | |
D6.4 | Businessplan für Kommerzialisierung und Markteintritt |